Diese Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit den LandFrauen Sankt Michaelisdonn durchgeführt.
Seit Januar 2022 fordert die Regierung, dass Frauen anteilig berücksichtigt werden. Um die geschlechterspezifische Medizin näher zu bringen, bietet die Ärztekammer in Kooperation mit den Landfrauen in Schleswig-Holstein Vorträge zum Thema Frauengesundheit an.
Frauen wurden bisher in der Forschung kaum berücksichtigt und deswegen seltener richtig behandelt. Herr Dr. Carsten Leffmann, Geschäftsführer der Ärztekammer Schleswig-Holstein, erklärt uns, wo die Probleme liegen und wie man trotzdem gesund bleiben kann.
Jedes Geschlecht weist gesundheitliche Besonderheiten auf. So gibt es spezifische Erkrankungen, die nur Frauen oder Männer betreffen oder geschlechtsspezifisch gehäuft auftreten. Unterschiede gibt es auch in der Wirksamkeit von Medikamenten. Körper und Organe von Frauen und Männern funktionieren teilweise verschieden. In ihrem Hormonhaushalt, dem Fettanteil im Körpergewebe und ihrem Gewicht unterscheiden sich Frauen wesentlich von Männern. Deshalb, und weil der weibliche Stoffwechsel während des Zyklus und im Alter unterschiedlich reagiert, wirken Arzneimittel bei Frauen anders als bei Männern. Diese Geschlechtsunterschiede hat die Arzneimittelforschung bislang wenig beachtet. So werden Medikamente noch immer überwiegend an jungen Männern getestet und die Ergebnisse eins zu eins auf Frauen übertragen.
Frauen und Männer unterscheiden sich deutlich in Bezug auf Gesundheit und Krankheit. Neben unterschiedlichen Erkrankungshäufigkeiten nehmen Frauen und Männer Symptome unterschiedlich wahr und kommunizieren diese dementsprechend verschieden. So müssen Frauen doppelt so oft zum Arzt gehen, damit ihre Symptome ernst genommen werden. Ihre Beschwerden werden eher als psychosomatisch interpretiert. Frauen bekommen häufiger und mehr Beruhigungs-, Schlaf- und Schmerztabletten oder Antidepressiva verordnet. Ärztinnen und Ärzte diagnostizieren bei Frauen schneller psychische Störungen wie z.B. Depressionen.
Weitere Unterschiede gibt es im gesundheitsrelevanten Verhalten und bei der Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten. Ursachen hierfür werden unter anderem in den unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen gesehen.
Frauengesundheit lag lange nicht im Fokus der Medizin. „Wussten Sie“, fragte der Referent in die Runde, „dass Herzinfarkt bei Frauen eine der häufigsten Todesursachen ist, weil Symptome (z.B. Kopfschmerzen, Übelkeit, Atemnot) in der Vergangenheit von Ärzten nicht richtig diagnostiziert wurden?“. Herr Dr. Leffmann resümiert: „Nehmen Sie sich ernst, sonst tut es niemand!“ Am Ende des Vortrages bat er alle Landfrauen die Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen und sich impfen zu lassen.